Wie hier in China ist es völlig normal, dass wir schwimmen lernen. Mit Nachrichten umzugehen lernen wir eher noch zufällig, als bestünde keine Gefahr, im unendlich grossen Meer der Informationen unterzugehen. (AP Photo)

Das Reuters Institute in Oxford gibt jedes Jahr den Digital News Report heraus, eine Studie über die Angebots- und Nachfrageentwicklung der Medien in inzwischen 48 Ländern der Welt. Es ist inzwischen eine der wichtigsten Referenzmarken in der Medienforschung, weil es kontinuierlich die Veränderungen bewertet, immer wieder neue Fragestellungen untersucht und somit einen empirischen Langzeitbefund liefert. Für die Ausgabe von 2025 wurde zum ersten Mal auch derZusammenhang zwischen Nachrichtenkompetenz (news literacy) und dem Nutzungsverhalten inkl. der Zahlungsbereitschaft für journalistische Nachrichtenquellen untersucht.

Die für die Schweiz vom Forschungszentrum für Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) erhobenen Daten zeigen, dass es bei den Befragten einen positiven Zusammenhang gibt zwischen dem Interesse an Nachrichten und einer formellen/informellen Bildung in Nachrichtenkompetenz. Von den 51 Prozent derjenigen, die angaben, stark oder sogar sehr stark an Nachrichten interessiert zu sein, hatten 31 Prozent eine Schulung oder gar eine Ausbildung im Umgang mit Nachrichten. Umgekehrt lag der Wert derjenigen 12 Prozent, die sich kaum für Nachrichten interessierten, auch bei der Schulung bei tiefen 15 Prozent.

Je höher die formale Bildung, desto eher liegt auch die Wahrscheinlichkeit einer Schulung in Nachrichtenkompetenz. Umgekehrt gilt das beim Alter; bei den unter 35-Jährigen lag die Quote bei 42 Prozent, bei den über 35-Jährigen sinkt sie auf 20 Prozent. In Kombination zeigt sich, dass je jünger die Person und je höher der Bildungsgrad ist, desto höher auch die Erfahrung mit Medienkompetenz-Schulungen ist. Hier dürfte sich die schulischen Anstrengungen zeigen, Medienkompetenz zu vermitteln.

Insgesamt aber ist in der Schweiz der Anteil jener Menschen mit 25 Prozent aber noch bescheiden, die angeben, dass sie je eine solche Schulung erfahren hätten. 69 Prozent verneinen dies. Nordische Länder, allen voran Finnland, sind da deutlich weiter.

Empirisch belegt ist, dass für eine mündige Partizipation am direktdemokratischen Entscheidungssystem die Förderung von Nachrichtenkompetenz sinnvoll sein kann. Nun weist das fög aber auch nach, dass unabhängig vom Bildungsgrad und unabhängig vom Nachrichteninteresse die Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte markant höher ist, wenn eine Person eine Schulung im Umgang mit Nachrichten erhalten hat.

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