Wenn es eng wird, sind klassische Medien immer noch die erste Wahl: In Rom bei diesem Kiosk genauso wie bei Jugendlichen in der Schweiz. (AP Photo/Andrew Medichini)

Knapp mehr als die Hälfte der Jugendlichen informiert sich über das aktuelle politische Geschehen – fast die Hälfte (45 %) über Online-Medien und rund 10 Prozent ausschließlich online. Zu dem Ergebnis kommt die kürzlich publizierte Shell Jugendstudie 2024, für die Personen im Alter von 12 bis 25 Jahren zu diversen Themen befragt wurden (N = 2509). Dabei halten die Befragten generell klassische Nachrichten von ARD oder ZDF (83 %) und großen überregionalen Zeitungen (80 %) für (sehr) vertrauenswürdig und trauen Online-Informationsangeboten deutlich weniger. Allerdings variiert das Vertrauen je nach Herkunft: Jugendliche im Osten bringen klassischen Medien deutlich weniger Vertrauen entgegen als Gleichaltrige im Westen und vertrauen umgekehrt den Informationen in Online-Kanälen häufiger. 90 Prozent der jungen Menschen findet es zudem (sehr) wichtig, dass der Umgang mit Künstlicher Intelligenz und das Erkennen von “Fake News” in der Schule verpflichtend unterrichtet werden.

YouTube: Empfehlungsalgorithmen ziehen Nutzende von Nachrichten weg

Die Empfehlungsalgorithmen von YouTube erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer:innen mehr Unterhaltungsvideos angezeigt bekommen und weniger Nachrichten. Das zeigt eine kürzlich erschienene Studie, in der über 1,7 Millionen YouTube-Videoempfehlungen aus dem Jahr 2019 untersucht wurden. Die Forschenden haben herausgefunden, dass Empfehlungsalgorithmen Nutzende potenziell über zwei Einflusswege von Nachrichteninhalten wegleiten können. Zum einen durch „thematischen Filterblasen“, bei denen Unterhaltungsinhalte eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, gegenüber Nachrichteninhalten empfohlen zu werden. Zum anderen über eine „algorithmische Umleitung“, bei der die Wahrscheinlichkeit, dass Unterhaltungsvideos nach einem Nachrichtenvideo empfohlen werden, viel höher ist als die für das Gegenteil. Die Forschenden halten fest, dass die Ergebnisse auf wesentliche Verzerrungen bei algorithmischen Empfehlungen auf digitalen Plattformen hinweisen, die über die Verstärkung der Präferenzen der Nutzenden hinausgehen.

Frauen und Jugendliche lassen sich eher von Social Media Influencer:innen beeinflussen

In sozialen Medien wie Instagram oder TikTok sind es vor allem Social Media Influencer:innen (SMI), denen junge Menschen folgen und sich davon einen konkreten Nutzen für ihr Leben versprechen. Jugendliche und junge Erwachsene stützen ihre Präferenzen, ihren Lebensstil und ihre Kaufentscheidungen oftmals auf die Empfehlungen dieser Persönlichkeiten. Dabei spielen Aspekte wie die Glaubwürdigkeit oder Attraktivität dieser Persönlichkeiten eine große Rolle, wie eine Studie unter jungen Nutzer:innen (N= 809) zeigt. Die Forschenden haben auch herausgefunden, dass Frauen und Jugendliche tendenziell mehr auf SMI zurückgreifen, wenn es darum geht, ihren Lebensstil oder Kaufentscheidungen zu finden.

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Wie im Unterricht neu verdrahten? – Tipps und Tricks für Lehrpersonen

Wer sich für konkrete Tipps und Tricks interessiert und für weitergehende Informationen zum Thema Nachrichtenkompetenz: Die ZHAW hat aus den Breakout-Sessions der Nachrichtenkompetenz-Tagung 2025 eine Sammlung zum Download erstellt.

08.04.2025, Markus Spillmann

Medienkompetenz-Vermittlung Sek II: fragmentiert und nach dem Zufallsprinzip

Die Vermittlung von Medienkompetenz ist auf Sek-II-Stufe noch immer sehr fragmentiert – und oft auch sehr zufällig. Das zeigt eine Studie, die von Fiona Fehlmann, Carmen Koch und Prof. Guido Keel vom Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW 2024 durchgeführt wurde.

01.04.2025, Fiona Fehlmann, Carmen Koch, Guido Keel

Für Nachrichtenkompetenz braucht es Motivation und Lebensrelevanz

Der Begriff der Nachrichtenkompetenz als Teil einer umfassenderen Medienkompetenz ist zu definieren. Fiona Fehlmann vom Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW leistet eine Einordnung.

01.04.2025, Fiona Fehlmann

Whitepaper «Fit für die Demokratie» – Ausgabe Bildung

Im vergangenen Jahr ist #UseTheNews Deutschland im Rahmen des Projekts «Jahr der Nachricht» der Frage nachgegangen, wie man junge Menschen wieder mit Nachrichten und Journalismus erreichen kann. Die verschiedenen Projekte, Erkenntnisse und Tipps hat #UseTheNews in zwei Whitepaper zusammengefasst. Ein Whitepaper richtet sich an Redaktionen, das andere an Schulen. Auch für die Schweiz lassen sich spannende Grundsätze ableiten.

05.02.2025, Andrina Schmid

Whitepaper «Fit für die Demokratie» – Ausgabe Journalismus

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05.02.2025, Andrina Schmid

Zwischen Fakten und Fakes: TikTok als Werkzeug für den Unterricht

TikTok gehört bei vielen jungen Menschen in der Schweiz zum Alltag. Auf der Plattform gibt es neben Unterhaltungsvideos auch viele Newskanäle, die Inhalte über das Weltgeschehen posten. Darin liegt Chance und Gefahr gleichermassen.

28.12.2024, Andrina Schmid

Wie Jugendliche lernen, mit sozialen Medien kritisch umzugehen

Schüler:innen setzen sich kritisch mit Social-Media-Beiträgen auseinander, vergleichen journalistische Medien und informieren sich aus unterschiedlichen Quellen: Das ist das Ziel des gemeinnützigen Projekts CheckNews.

11.12.2024, Gerold Brägger und Jens Lucht