Fotos können immer nur den Moment zeigen. Sie werfen ein Schlaglicht auf ein Ereignis. Was vorher, während und danach passiert ist oder in welchem Kontext das Foto steht, kann der Betrachter nicht wissen. Es braucht also immer die Einbettung dieses einzelnen Moments in eine Abfolge von Ereignissen oder in einen Sachverhalt. Wer im gezeigten Beispiel mit Donald Trump nicht weiss, dass soeben auf den Präsidentschaftskandidaten geschossen wurde und dass es für das Attentat unzählige Augenzeugen gibt und auch Live-TV-Aufnahmen, könnte vielleicht meinen, er habe sich bei einem Sturz auf der Bühne verletzt. Das wäre aber nicht der wahre Sachverhalt, denn das Attentat hat effektiv stattgefunden.
Manipuliert wird, seit es Fotos gibt
Fotos bilden ab, was ist. Aber sie können auch manipuliert werden. Technisch ist dies im digitalen Zeitalter einfacher denn je. Aber auch schon vor 100 Jahren wurden Fotographien retouchiert, also nachträglich verändert, um einen anderen Sachverhalt vorzutäuschen. Berühmt ist eine Aufnahme von 1920 des russischen Fotografen Grigori Goldstein. Sie zeigt Lenin, der von dem Bolschoi-Theater in Moskau eine Rede vor Rotarmisten hält. Ebenfalls auf dem Originalfoto sind seine Mitstreiter Trotzki und Kamenew. Nach Lenins Tod 1924 bricht in der kommunistischen Führung ein Machtkampf aus, den Stalin gewinnt. Kamenew und später Trotzki lässt er umbringen, und das berühmte Foto so beschneiden, dass die zwei nicht mehr sichtbar sind. Später werden sie gänzlich aus dem Bild herausretouchiert.
Nicht alles, was echt wirkt, ist es auch
Schliesslich können Foto-Aufnahmen auch inszeniert sein. Dabei werden Objekte nach einem bestimmten Muster arrangiert, ohne dass dies dem Betrachter auffallen soll. Sie gaukeln eine Form der Authentizität vor, die es nicht gibt. Berühmt dafür ist das 1950 geschossene Foto «Der Kuss vor dem Hôtel de Ville» von Robert Doisneau, das weltberühmt wurde. Es zeigt ein wie zufällig sich küssendes Paar inmitten einer belebten Strassenszene. In Tat und Wahrheit handelt es sich um Schauspieler, die Szene wurde für die Aufnahme gestellt.
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